Da ich nicht weiß, wieviele Personen meine Auslassungen respektive die gesamte Diskussion mitbekommen haben, möchte ich doch nochmal etwas dazu schreiben.
Kurz um euch ins Thema zu holen:
Es ging um ein „Mini-Interview“ in der Vice, in der ein Dom, unter anderem, auf TPE und Tunnelspiele eingeht.
Ist nicht für jeden – kann nicht jede Konstellation mit um, ist aber für mehr Konstellationen als man so denkt tatsächlich essentieller Bestandteil einer BDSM Dynamik geschwängerten Beziehung – in welcher Art auch immer.
Nun ist es definitiv so, das selbstverständlich eine Missbrauchsgefahr besteht – das ist aber, Erfahrungsgemäß, in jeder BDSM basierten Beziehung möglich und man liest und hört leider auch immer mal wieder von einem entsprechenden Fall.
Ich möchte an dieser Stelle auch noch einmal erwähnen, das es für mich selbstverständlich keine Entschuldigung dafür gibt, eine/n Sub(s) in irgendeine Richtung zu zwingen. Jeder Schritt, jede Entscheidung hat im Vorfeld genau ausdiskutiert zu werden: Hard- & Softlimits werden festgelegt. Und gerade wenn es um TPE geht, hat ein/e Dom so lange eine solche Dynamik abzulehnen, wie er/sie seine Sub(s) nicht bis auf die kleinste Körperreaktion „lesen“ kann
Nun aber zum eigentlichen Inhalt: Eine Person, die sich offensichtlich als „Nabel des BDSMs“ sieht, kann sich weder TPE noch Tunnelspiele vorstellen. So weit, so gut. Da kann jeder seine Meinung zu haben.
Problematisch wird es aber dann, wenn sich jemand, der mit diesen Spielweisen nichts anfangen kann, anderen Subs und Doms das Recht abspricht, solche Spielarten zu praktizieren und ihnen jegliche Kenntniss über BDSM abzusprechen – bis hin zu Respektlosigkeiten wie „MöchtegernDom“ und dergleichen.
Ebenso problematisch: Doms, die derartige Spielweisen praktizieren, indirekt oder direkt zu unterstellen, das sie ihre Subs missbrauchen würden und sich nicht um ihre körperliche und seelische Gesundheit zu scheren.
Ich kenne bereits genug Konstellationen, in denen TPE praktiziert wird und in dem alle Beteiligten mit eben jenem Modell vollkommen zufrieden sind (Erfahrungsgemäß jammern da dann eher die Doms, das es teils zu anstrengend wird – aber da könnte ich einen eigenen Blogpost drüber schreiben….). Und auch Tunnelspiele erfreuen sich, gerade bei sehr erfahrenen Konstellationen, Beliebtheit. Hier liegt die Intention eben gerade daran, das Sub(s) an sein/ihr Limit und darüber hinausgehen. Wie bereits oben erwähnt: Für manche ist das Limit deutlich früher anzusiedeln – da gibt es garkein Verlangen danach, es in einer – gefühlt – „No-way-out“-Praxis noch weiter auf die Spitze zu treiben.
Das muss man alles nicht mögen. Man muss es nicht einmal verstehen oder „gut heißen“. Auch ich habe meine Grenzen und auch ich empfinde manche Praktiken als für mich nicht durchführbar.
Dennoch würde es mir niemals in den Sinn kommen, Menschen aufgrund einer anderen Ausprägung oder anderer Neigung in irgendeiner Form zu verurteilen.
So lange alle Teilnehmer einer Konstellation mit der, von allen Teilnehmenden gemeinsam beschlossenen, Ausprägung zufrieden und glücklich sind, sehe ich persönlich keinen Sinn darin, diesen Menschen den gesunden Menschenverstand abzusprechen oder ihnen gegenüber aufgrund einer andersartig gelagerten Ausprägung respektlos gegenüberzutreten.
Gerade in einem Umfeld wie dem BDSM, das immer und immer wieder mit Vorurteilen zu kämpfen hat, sollte man als Person, die eine entsprechende Reichweite hat, die Intelligenz besitzen, sich seiner Verantwortung für die Außenwahrnehmung bewusst zu sein und nicht immer und immer wieder auf eine, selbsterstellte, „BDSM Fibel“ zu pochen.
Deine Konstellation funktioniert so? Das freut mich für euch. Für euch alle.
Aber das heißt noch lange nicht, das eine Konstellation nur so funktionieren kann. Das bedeutet lediglich, das ihr eure Richtung gefunden habt. Genauso wie andere ihre Richtung gefunden haben, „ihren“ BDSM so leben, wie sie es möchten und glücklich damit sind.